FIfF stiftet Weizenbaum-Preis
Nachfolger des bisherigen FIfF-Studienpreises ist dem Informatiker und Gesellschaftskritiker Joseph Weizenbaum gewidmet
Das FIfF stiftet den Weizenbaum-Preis in Erinnerung an den Wissenschaftler und Informatik-Pionier Professor Dr. Joseph Weizenbaum in Würdigung seiner Verdienste um einen kritischen Blick auf die Informatik. Joseph Weizenbaum war an der Gründung des FIfF maßgeblich beteiligt, wirkte lange Zeit im Vorstand mit und trug durch seine wissenschaftlichen Leistungen in vorbildlicher Weise zur Arbeit und zu den Zielen des FIfF bei.
„Mit der Vergabe des Preises wollen wir auch die Bedeutung der Informatik für die gesellschaftliche Entwicklung betonen und auf die kritische, öffentliche Auseinandersetzung mit den Erkenntnissen und Artefakten der Informatik dringen“, erläutert der FIfF-Vorsitzende und Mitglied der Jury Stefan Hügel. „Den Weizenbaum-Preis wollen wir in zwei Bereichen vergeben:
Mit dem Weizenbaum-Studienpreis will das FIfF herausragende Leistungen des wissenschaftlichen Nachwuchses in diesem Bereich würdigen. Studierende sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Qualifikationsphase sollen damit zur fundierten und differenzierten Auseinandersetzung mit Fragen aus dem Gebiet Informatik und Gesellschaft ermutigt werden.
Mit einem Joseph Weizenbaum gewidmeten Ehrenpreis wollen wir künftig zusätzlich Persönlichkeiten auszeichnen, die sich in besonderer Weise um das Themengebiet Informatik und Gesellschaft durch wissenschaftliche Leistungen, politsches Wirken und persönliches Handeln verdient gemacht haben oder durch ihr Handeln dazu beitragen, die Anwendung der Informatik am Nutzen der Gesellschaft und der Menschen auszurichten.“
„Mit der Verleihung des Studienpreises möchte das FIfF einen Beitrag leisten, die immer wieder von Sparzwängen an den Hochschulen betroffene Forschung zu den gesellschaftlichen Auswirkungen der Informationstechnologie zu fördern, gerade in einer Zeit sich ausbreitender Digitalisierung aller Lebensbereiche“, erklärt Hans-Jörg Kreowski, ebenfalls Mitglied des FIfF-Vorstandes.
Erstmals wurde der FIfF-Studienpreis im Jahr 2010 vergeben. Seither haben wir Arbeiten zur Anonymität im Internet, zur Online-Durchsuchung, zum Einsatz mobiler Informatiksysteme im Unterricht, zur Videoüberwachung, zur Informationsmacht im Netz, zur Kriminalprognostik und zu vielen weiteren Themen ausgezeichnet. Auch künftig wünschen wir uns viele hochwertige Einreichungen, die die Bedeutung und die Vielfalt des Fachgebiets Informatik und Gesellschaft reflektieren und zu einer verantwortlichen Anwendung der Informatik beitragen.
Joseph Weizenbaum wurde am 8. Januar 1923 in Berlin geboren. 1935 musste er mit seiner Familie das nationalsozialistische Deutschland verlassen, studierte in den USA Mathematik und arbeitete ab 1955 bei General Electric an einem frühen Computersystem für die Bank of America mit. 1963 wurde Joseph Weizenbaum Visiting Professor, 1964 Associate Professor und 1970 ordentlicher Professor für Computer Science (Informatik) am Massachusetts Institute of Technology (MIT), wo sowohl seine Arbeiten zu ELIZA entstanden als auch sein wegweisendes Buch Computer Power and Human Reason – From Judgement to Calculation (Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft). Ab den 70er-Jahren intensivierten sich seine Kontakte nach Deutschland mehr und mehr.
Lange vor der Gründung von CPSR und FIfF nahm er deutlich Stellung gegen den Vietnamkrieg und den Bau von Anti-Ballistic-Missile-Systemen. Als in den 80er Jahren die Kritik an SDI laut wurde, war er einer der Protagonisten dieser Kritik. Zur Gründung des FIfF 1984 brachte er hierzulande nur schwer zugängliche Strategiepapiere des Pentagon mit. 1996 verlegte er seinen Lebensmittelpunkt wieder nach Berlin. Auf Vorschlag des Bundesministers des Auswärtigen wurde Joseph Weizenbaum am 25. Juli 2001 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Am 8. Januar 1998 erhielt er den Preis des FIfF.
Der Weizenbaum-Studienpreis ist mit €333 für den ersten, €222 für den zweiten und €111 für den dritten Platz dotiert. Einreichungsschluss ist in diesem Jahr der 22. Juni 2018. Die Verleihung erfolgt im Rahmen der FIfF-Konferenz 2018 am 29. September 2018 in Berlin. Weitere Details zum Vergabeverfahren gibt es unter fiff.de/studienpreis; Einreichungen können an studienpreis@fiff.de oder die Postadresse des FIfF gerichtet werden.