FIfF-Kommunikation 1/2022 erschienen
Mit dem Thema "Selbstbestimmung in digitalen Räumen" setzten wir uns bei unserer FIfF-Konferenz 2021 auseinander: „Denn man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht.“ Traditionell bildet die Konferenz den Schwerpunkt der ersten Ausgabe der FIfF-Kommunikation im neuen Jahr.
Unsere
elektronischen Geräte sehen wir öfter und länger als Freunde oder
Familie. Sie sind wichtige Arbeitsmittel und bequeme, allzeit bereite
Helfer im Alltag, ohne sie ginge gar nichts mehr.
Das wirft Fragen
auf: Nach der Technik – wie funktioniert das? Nach
gesellschaftlichen Folgen – welche sind das? Geht es auch
anders?
Informationstechnik verändert rasant, wie wir kommunizieren, denken, uns bewegen und handeln. Sie dringt in persönliche und zwischenmenschliche Bereiche vor und beeinflusst unser Verhalten, ohne dass wir uns dessen immer bewusst sind. Wo wir uns als handelnde Subjekte sehen, werden wir oft als Objekte vermessen, bewertet und behandelt. Auf Plattformen und in sozialen Netzen, in smarten Infrastrukturen und in Scoring-Systemen wirken höchst profitable Geschäftsmodelle, die wir kaum durchschauen, geschweige denn (selbst) bestimmen können.
Der Schwerpunkt, der auf den Konferenzbeiträgen basiert, wurde federführend von Dagmar Boedicker zusammengestellt, die auch das Schwerpunkteditorial besorgt hat.
Im Rahmen der
Konferenz haben wir die Weizenbaum-Medaille an Christiane Floyd
verliehen – die zugehörigen Beiträge müssen wir aus
redaktionellen Gründen leider auf die nächste Ausgabe verschieben.
Die Autorinnen und Autoren von vier Abschlussarbeiten – zwei
Dissertationen und zwei Masterarbeiten – haben wir mit dem
Weizenbaum-Studienpreis ausgezeichnet.
Die Laudationes und
eigene Beiträge der Ausgezeichneten bilden den zweiten Schwerpunkt
dieser Ausgabe.
Den Namensgeber der Preise –Joseph Weizenbaum –, der im kommenden Januar 2023 100 Jahre alt geworden wäre, ehren wir auch diesmal mit dem Abdruck eines Beitrags:
Das Verschwinden des Computers, in dem er thematisiert, dass Computer immer unsichtbarer und allgegenwärtiger werden, 20 Jahre später fast eine Selbstverständlichkeit:
Der Computer wird
in den nächsten fünf oder zehn Jahren aus unserem Bewusstsein
verschwinden. Wir werden einfach nicht mehr über ihn reden, wir
werden nicht über ihn lesen, außer natürlich Fachleute. … nehmen
wir einen Piloten in einem modernen Flugzeug mit zehn oder sechs
Computern.
Frage: Was muss der Pilot wissen über
Computer?
Antwort: Nichts. Er muss wissen, wie ein Flugzeug zu
fliegen ist auch ohne Computer.
In der Ausgabe 4/2022 wird es dann, wie bereits angekündigt, einen umfassenden Schwerpunkt zu Joseph Weizenbaum geben.
Auch unsere gewohnten Kolumnen sind in diesem Heft enthalten, die Kolumne Cyberpeace, in der Aaron Lye über NATO-Manöver im Cyberraum: Cyber Coalition, Locked Shields und Crossed Swords schreibt:
Auf dem Warschauer Gipfel im Jahr 2016 hat die NATO den Cyberraum/Cyberspace zum Operationsgebiet erklärt und sich die Verbesserung ihrer operativen Reaktionen und die Entwicklung der Kriegsführung durch Übungen als Ziel gesetzt. Allerdings wurden informationstechnische Angriffe bereits auf dem Gipfel 2006 in Riga als mögliche asymmetrische Bedrohungen genannt und gemeinsame Programme zum Schutz von Informationssystemen als notwendig festgehalten. Seit 2008 trainiert die NATO in gemeinsamen Manövern den Cyberkrieg.
Und nach langer Zeit gibt es auch wieder die Kolumne Betrifft: Faire Computer, in der Sebastian Jekutsch in dieser Ausgabe zu den Rahmenbedingungen und Auswirkungen des Lieferkettengesetzes schreibt:
Das deutsche
Lieferkettengesetz sieht für Unternehmen eine Pflicht zur
Risikoanalyse nicht nur sowieso bei direkten Auftragnehmern, sondern
auch tiefer in der Lieferkette vor, wenn es substantielle Hinweise
auf Menschenrechtsverletzungen gibt. Die liegen hier offensichtlich
vor.
Und China ist in Sachen IT und Elektronik überall in der
Lieferkette, vom Zusammenschrauben bis zu den Rohstoffen. Etwas dumm
für das zentrale Anliegen der Energiewende vielleicht, dass
ausgerechnet für Solarzellen nun konkrete Nachweise von Zwangsarbeit
im Westen Chinas vorliegen.
Dazu kommen interne Beiträge, ebenfalls im Zusammenhang mit der FIfF-Konferenz. Inzwischen hat sich auf den Konferenzen der Jahresrückblick etabliert; in diesem Jahr vorgetragen von Rainer Rehak und Stefan Hügel. Dazu gibt es das Protokoll der Mitgliederversammlung, die auch einen neuen Vorstand wählte. Die meisten Mitglieder wurden wiedergewählt. Jens Rinne hat nicht mehr kandidiert und scheidet aus dem Vorstand aus – vielen Dank für jahrelange engagierte Mitarbeit. Benjamin Kees wurde nach einer kurzen Pause wiedergewählt, Frieder Strauß wurde als neues Mitglied in den Vorstand gewählt. Allen Gewählten herzliche Glückwünsche und viel Erfolg in ihren Ämtern.