FIfF-Studienpreis 2013 verliehen
Arbeiten aus dem Gebiet Informatik und Gesellschaft ausgezeichnet - Pressemitteilung vom 30.10.2013
Im Rahmen der 29. FIfF-Jahrestagung, die am vergangenen Wochenende unter dem Motto Cyberpeace an der Universität Siegen stattfand, wurden zum dritten Mal herausragende Qualifikationsarbeiten aus dem Bereich Informatik und Gesellschaft mit dem FIfF-Studienpreis prämiert. Mit der Verleihung des Studienpreises möchte das FIfF einen Beitrag leisten, die immer wieder von Sparzwängen an den Hochschulen betroffene Forschung zu den gesellschaftlichen Auswirkungen der Informationstechnologie zu fördern.
Der erste Preis ging in diesem Jahr an Daniel Spittank für seine Arbeit Auswahl und Gestaltung mobiler Informatiksysteme für den Einsatz im Informatikunterricht. Die Arbeit, die im Rahmen der Ersten Staatsprüfung an der Bergischen Universität Wuppertal verfasst wurde, beschäftigt sich mit den Kriterien, nach denen mobile Systeme wie Tablets und Smartphones im Unterricht eingesetzt werden sollten. Wie der Studienpreisträger des Jahres 2012, Rainer Rehak in seiner Laudatio erläutert, beschränkt sich die Relevanz der Fragestellung dabei keineswegs auf den schulischen Informatikunterricht. Daniel Spittanks Arbeit nimmt sich vielmehr der dringlichen Aufgabe an, der jungen Generation eine mündige Teilhabe an der digitalen Gesellschaft zu ermöglichen.
Mit dem zweiten Preis wurde die Diplomarbeit 'Due to legal Issues' - Packet Inspection von Agata Królikowski, Humboldt-Universität zu Berlin, ausgezeichnet. Mittels der untersuchten Packet Inspection können Verkehrsdaten analysiert werden, deren Auswertung die Erstellung von Sozialbeziehungs- und Bewegungsprofilen erlaubt. Die Arbeit stellt diese Technologie dar und untersucht, ob und mittels welcher technischer oder rechtlicher Maßnahmen sich NutzerInnen vor Angriffen auf ihre Kommunikation schützen können. Damit lenkt Agata Królikowski den Fokus auf ein Thema von hoher aktueller Relevanz, wie der FIfF-Vorsitzende Stefan Hügel in seiner Laudatio unterstreicht. Verkehrsdaten sind ein wesentlicher Bestandteil der weltweiten Datenausspähung. Auch wenn Agata Królikowski zu dem Schluss kommt, dass es letztlich keinen Schutz gegen PI-Angriffe gibt, ist das Sichtbarmachen der Problematik ein erster Schritt in Richtung einer umfassenden Aufklärung und Sensibilisierung.
Der dritte Preis wurde an Julia Hofmann für ihre Dokumentation der betrieblichen Projektarbeit an der TU Darmstadt mit dem Titel Zweckgebundener Datenbrief für das Identitätsmanagementsystem mittels Web-basiertem Benutzerinterface verliehen. Mittels des erstellten Datenbriefs sollen sich Angehörige der TU Darmstadt über ein Benutzerinterface selbstständig informieren können, welche personenbezogenen Daten für welchen Zweck im Hochschulrechenzentrum verarbeitet werden. Wie Britta Schinzel in der Laudatio hervorhebt, ist die Transparenz der Speicherung und Verwertung personenbezogener Daten ein Thema von aktueller gesellschaftlicher Relevanz, das in der Arbeit praktisch umgesetzt wird.
Die Auswahlkommission hat sich in diesem Jahr entschieden, eine Sonderurkunde für gesellschaftliche Relevanz zu verleihen, mit der Helge Peters für seine Masterarbeit an der University of London Biopolitical Simulations: Governing Live in FuturICT ausgezeichnet wurde. Peters untersucht das Projekt FuturICT, das mittels der Gewinnung von Big Data, vorausschauende Simulationen globaler sozialer und ökonomischer Systeme herstellen will. Er greift dabei auf Michel Foucaults Konzept der Biomacht zurück und fragt, inwieweit die in dem Projekt angestrebte digitale Berechenbarkeit des Lebens Ausdruck einer spezifischen Form der Biopolitik ist. Wie Britta Schinzel in ihrer Laudatio hervorhob, dient das von Helge Peters untersuchte Projekt der Naturalisierung des Sozialen, und damit der Stabilisierung bestehender Verhältnisse und ist u.a. Ausdruck einer wissenschaftlichen Unterstützung des Überwachungsstaates. Weiter plädiert er für eine situierte Positionierung der WissenschaftlerInnen als bescheidene ZeugInnen, statt des angeblich objektiven Blicks von nirgendwo. Darin liegt die hohe gesellschaftliche Relevanz der Arbeit begründet.
Das FIfF gratuliert allen PreisträgerInnen herzlich und wird auch im nächsten Jahr wieder einen Studienpreis vergeben. Einreichungen hierzu sind sehr willkommen.
Das FIfF
Das Forum Informatikerinnen und Informatiker für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. (FIfF) ist ein Zusammenschluss von ca. 700 Fachleuten aus der Informatik, dem IT-Bereich und IT-nahen Berufsfeldern, die sich kritisch mit den Auswirkungen des IT-Einsatzes in unserer Gesellschaft auseinandersetzen. Zu den Aufgaben des FIfF zählen die Information der Öffentlichkeit, wissenschaftliche Studien und Beratung.