FIfFKon18 – FIfF-Konferenz 2018
Brave New World Gestaltungsfreiheiten und Machtmuster soziotechnischer Systeme 28. bis 30. September 2018 · TU Berlin, Mathematikgebäude
https://2018.fiffkon.de/
Viele Produkte, Entwicklungen und Einsatzfelder der Informatik scheinen sich unausweichlich und technisch notwendig so entwickelt zu haben, wie wir sie heute kennen. Seien es die Mechanismen sozialer Netzwerke, der aktuelle Ansatz Künstlicher Intelligenz, das Vorhandensein globaler IT-Monopole, zentralisierte Smart-City-Konzepte oder der wenig regulierte Adress- und Datenhandel. Technische Entwicklungen bauen aufeinander auf, aber finden natürlich nicht im luftleeren Raum statt. Es gibt immer verschiedene Wege, ein Problem anzugehen und entsprechend Ressourcen für dessen Lösung aufzuwenden.
Oftmals liegen den tatsächlichen Entwicklungen gerade keine primär technischen Überlegungen zu Grunde, sondern ökonomische oder politische Motive. Folglich ist es erhellend, Informatik- und Technikgeschichte auch unter diesen Aspekten zu betreiben. So können Entscheidungsalternativen oder Weggabelungen herausgestellt werden, um die dahinterliegenden Machtinteressen, aber auch die sachlichen wie sozialen Dynamiken und Zwänge freizulegen. Dieses Wissen ermöglicht es dann, heutige technische Entwicklungen und Weichenstellungen besser zu verstehen.
Doch wir wollen nicht nur passiv analysieren, sondern aktiv an aktuellen und zukünftigen tiefgreifenden Veränderungen mitwirken, denn die Informatik ist immer auch Gestaltungsdisziplin – weit über die reine Technik hinaus. Wir wollen also mithelfen, die stetige Digitalisierung und Vernetzung der Gesellschaft so mitzuprägen, dass die Freiheit des Individuums und das Wohl der Gesellschaft im Vordergrund jeglicher Technikentwicklung und ihres Einsatzes stehen – sowohl in unseren Endgeräten und Anwendungen als auch in unserer digitalen Infrastruktur.
Wir wollen Sichtweisen und konkrete Wege erarbeiten, auf welche Weise nicht-technische Werte wie demokratische Teilhabe, Freiheit und Selbstbestimmung, Pluralismus von Lebensentwürfen und Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen genauso in technischen Systemen und den politischen Entscheidungen darüber Eingang finden, wie die Verhinderung verdeckter Machtzentren, die Bekämpfung von Diskriminierung und struktureller Benachteiligung, Privatisierung staatlicher Kernaufgaben. Wir wollen keine smarten Privatstädte mit herrlichem Kundenerlebnis, sondern lebendig-diverse Städte mit emanzipierten BürgerInnen. Wir wollen keine zentralisierten Infrastrukturen, die von globalen, intransparenten Konzernen betrieben werden, sondern dezentralisierte und selbstverwaltete Systeme. Wir wollen unsere Kommunikationsmittel nicht von Geheimdiensten und Militär durchdrungen wissen, sondern integre und vertrauliche Systeme mit Respekt sowie Vertrauen in Menschen und ihre Grundrechte. Wir wollen diese Werte konkret realisiert sehen.
Die Informatik erlaubt all dies in ihren Systemen. Wir müssen die Freiheitsgrade der Technik ausnutzen, aber vor allem müssen wir den politischen Willen dafür aufbringen. Wir wollen tatsächlich mutig sein und mit dieser Konferenz dazu beitragen, eine neue, bessere Welt für alle Menschen zu erdenken um sie dann zu bauen.