Die paranoide Maschine
Peter Krieg: Die paranoide Maschine. Hannover: Heise, 2005. 205 Seiten, ISBN: 3-936931-18-6.
Rezension von Ralf E. Streibl
„Anstatt mühelos mit intelligenten und anpassungsfähigen Maschinen zu interagieren, schlagen wir uns mit chronisch instabilen Systemen herum, deren Prozessoren zwar immer schneller und komplexer werden, deren Grundfunktionen sich in den letzten 30 Jahren aber kaum erweitert haben, sieht man von grafischen und multimedialen Fähigkeiten ab“ (S.2). Ausgehend von dieser Feststellung unternimmt der Autor in dem Buch den Versuch, die Computertechnologie einerseits zu entmystifizieren, andererseits sie aber auch – gewohnte Grenzen verlassend – weiterzudenken. Zu Beginn des Buches stößt der Leser auf altbekannte Klagen: „Keine andere Industrie könnte es sich heute erlauben, solche instabile und fehlerhafte Produkte zu verkaufen, wie die Software-Industrie“ (S.4), doch schnell geht der Autor einen Schritt weiter und beschäftigt sich mit der heutigen Computern zugrunde liegenden Logik und ihren engen Grenzen. Nicht in der analytischen Logik, so betont Krieg (S.51), sondern in der kreativen Synthese liege der Schlüssel zum Neuen, die Wurzel der Innovation.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Peter Krieg mit dem Spannungsfeld zwischen Mensch, Gesellschaft und Technik beschäftigt. Die Wurzelns seines aktuellen Buches reichen 20 Jahre zurück zu den Recherchen für seinen beeindruckenden und assoziationsreichen Dokumentarfilm „Maschinenträume“.
Die Welt der heutigen Computer stellt für Krieg eine Sackgasse traditioneller Logik dar. Und so schildert er im zweiten Teil seines Buches– vor allem unter Bezugnahme auf Gotthard Günther, Heinz von Foerster und Erez Elul – Ansätze zur Überwindung dieser Grenze. Krieg verdeutlicht die Notwendigkeit einer komplexen Sicht der Welt anhand vieler Beispiele und stellt fest, dass das Vertrauen in die Wirksamkeit und Aussagekraft globaler, logisch-analytischer Modelle in allen Bereichen schwindet (S.186). Kriegs Buch endet mit der Idee eines neuen, komplexen Computerparadigmas, losgelöst von hierarchischen Ordnungsstrukturen. Und es schließt mit dem Appell, das eigene Denken nicht aufzugeben und die Verantwortung für unser Handeln „nicht an übergeordnete Mächte, Kräfte oder Technologien“ zu delegieren. „Jede Diktatur – auch die der Technik – beginnt mit der Selbstaufgabe des Individuums“ (S.188).
Peter Krieg: Die paranoide Maschine. Hannover: Heise, 2005. 205 Seiten, ISBN: 3-936931-18-6.