Unter dem Motto „Gesundheit für alle - #GebtDiePatenteFrei" haben am heutigen Sonntag 500
Menschen in Berlin demonstriert. Die Demonstrierenden fordern, die
Patente auf Impfstoffe sofort durch einen sogenannten TRIPS-Waiver
auszusetzen und einen verpflichtenden Transfers von Gesundheitstechnologien in den Globalen Süden zu schaffen. Sie verlangen, das Patentsystem auf lebensnotwendige Güter abzuschaffen, damit Gesundheit nicht als Ware, sondern als Menschenrecht behandelt wird.
Zur Demonstration aufgerufen hatte ein zivilgesellschaftliches Bündnis von Organisationen aus dem Gesundheits-, Menschenrechts- und globalisierungskritischen Bereich. Der entschiedene Protest war Teil einer Aktionswoche, bei der Aktivist*innen im ganzen Land ihre Forderung in die Öffentlichkeit trugen, Mittel zur Bekämpfung der globalen Pandemie als Gemeingut zu behandeln.
Mehr als 100 Staaten fordern schon seit Oktober den sogenannten TRIPS-Waiver bis zur Eindämmung der Pandemie, also das Aussetzen der Patente für Corona-Impfstoffe und andere notwendige medizinische Produkte. Für die Demonstrierenden stellt der TRIPS-Waiver nur den Anfang dar.
„Es
ist genau der Moment, um eine an den Gesundheitsbedürfnissen aller
Menschen ausgerichtete Politik einzufordern, die öffentliche
Gesundheitssysteme gegen Kapitalinteressen verteidigt und darin die
Macht der Pharmaindustrie begrenzt und für eine Entmonopolisierung des
medizinischen Wissens sorgt“, sagt Anne Jung von der Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international.
Der Aufbau von Produktionskapazitäten im globalen Süden und ein Wissenstransfer würden die Abhängigkeit von den Industrienationen verringern. Aju von der Solidaritätskampagne Berlin for India wandte sich bei der Kundgebung direkt an die Entscheidungstragenden in den Industrienationen und internationalen Institutionen:
„In the early 1990s, we failed to resist your imposition of your
intellectual property standards on our health sovereignty.
Pharmaceutical corporations outspent all others to spread the lie that
patents are essential for innovations in medicines and healthcare. The
system of patents is a system that is not calibrated to recognise
unfairness. The system that you protect and preserve has been an utter
failure. In fact, your system stands in the way. Get out of the way, G7.
Get out of the way, WTO! Get out of the way, pharmaceutical
billionaires!“
Paula Blume, Sprecherin des Demonstrations-Bündnisses, ergänzt: „Die EU-Kommission soll endlich auf das Parlament hören und darf die
Verhandlungen zum TRIPS-Abkommen nicht weiterhin systematisch aus
reinem Kapitalinteresse blockieren!". Allein das börsennotierte
Unternehmen Biontech hat im ersten Quartal mit seinem
steuergeldfinanziertem Impfstoff über eine Milliarde Gewinn gemacht. Dennoch weigert sich Biontech, sich an einem wirksamen Technologietransfer zu beteiligen und sein Wissen damit zum Wohle unserer Gesellschaft einzusetzen. Paula Blume: „Die Pandemie ist erst vorbei, wenn sie überall auf der Welt vorbei ist. Darum werden wir weiter Druck machen für die Freigabe der Corona-Patente. Weitere Aktionen sind in Planung."
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Über das FIfF
Das Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) e. V. ist ein deutschlandweiter Zusammenschluss von Menschen, die sich kritisch mit Auswirkungen des Einsatzes der Informatik und Informationstechnik auf die Gesellschaft auseinandersetzen. Unsere Mitglieder arbeiten überwiegend in informatiknahen Berufen, vom IT-Systemelektroniker bis hin zur Professorin für Theoretische Informatik. Das FIfF wirkt in vielen technischen und nichttechnischen Bereichen der Gesellschaft auf einen gesellschaftlich reflektierten Einsatz von informationstechnischen Systemen zum Wohle der Gesellschaft hin. Zu unseren Aufgaben zählen wir Öffentlichkeitsarbeit sowie Beratung und das Erarbeiten fachlicher Studien. Zudem gibt das FIfF vierteljährlich die „FifF-Kommunikation – Zeitschrift für Informatik und Gesellschaft“ heraus und arbeitet mit anderen Friedens- sowie Bürgerrechtsorganisationen zusammen.